Project Description
In Memoriam
Am 10.April 2017 bekamen wir das Video von Helmut zugeschickt. Fassungslosigkeit, das ist das richtige Wort dafür, was wir empfunden haben und auch immer noch empfinden.
4 Tage später konnten wir den armen Kerl in Empfang nehmen. Die Fotos und Videos, die wir vorher gesehen haben, können gar nicht wiedergeben, in welch einem schlechtem Zustand Helmut wirklich war. Völlig abgemagert (22 kg), schwach auf den Beinen, kaum Muskulatur, stumpfes Fell, eingefallener Kopf, alte und neue Wunden am ganzen Körper, verkrüppelte Ohren und er hustete. Aber ein aufmerksamer Blick als er uns sah.
Mein Mann machte den Kofferraum auf und Helmut sprang von alleine ohne Aufforderung in den Kofferraum. Er schaffte es nicht ganz allein und mein Mann hob ihn rein, machte die untere Klappe zu, so dass Helmut oben rausschauen konnte und sagte: „Helmut, wir fahren jetzt nach Hause“. Dann passierter das Unglaubliche. Helmut schaute ihn an, gab einen leisen Ton von sich und gab meinem Mann die Pfote. Er legte sich hin und hat auf der 1 stündigen Fahrt keinen Mucks von sich gegeben.
Wir wurden bei der Übergabe darauf hingewiesen, dass Helmut 2 Mal täglich Medikamente für die Ohren brauchte und das am besten nur mit Maulkorb, weil er versucht zu beißen.
Helmut konnte nicht in unseren Haushalt, da wir 4 Hunde und drei Katzen haben und nicht klar war, ob Helmut überhaupt verträglich ist, zumal Helmut die Ruhe brauchte. Die Ruhe, um sich zu erholen. Er brauchte die ungeteilte Aufmerksamkeit als Einzelprinz. Helmut wurde von einem gutem Freund aufgenommen, 5 Minuten von uns. Dort konnte er ankommen und das tat er auch. So konnten wir uns alle gemeinsam um ihn kümmern und ihm die wohlverdiente Liebe und Ruhe geben.
Helmut bezog sein neues Körbchen und hat es in vollen Zügen genossen gestreichelt und umsorgt zu werden. Er vertraute meinem Mann bedingungslos und die Ohrenbehandlung war ohne Maulkorb problemlos möglich.
Helmut fing an, mit dem Schwanz zu wedeln, sein Fell wurde wieder glänzend, aber der Husten wurde schlimmer und er bekam schlecht Luft. Wir stellten ihn umgehend unserem Tierarzt vor. 1,3 Kilo hatte er in der kurzen Zeit bei uns zugenommen. Ein Röntgenbild vom Thorax ergab, dass Helmut viel Flüssigkeit im Bereich der Lunge hatte, so dass die Lunge davon eingedrückt wurde und Atemnot zur Folge hatte.
Zusätzlich einen Hodentumor, er geschlagen und zu Hundekämpfen missbraucht wurde plus viele andere Baustellen, die aber aktuell nicht lebensbedrohlich waren.
Wir bekamen umgehend am anderen Tag einen Termin zur Punktion der Lunge in einer Tierklinik. Dann der Schock, Helmut hatte einen Tumor, geschätzte 1-1,5 Liter Flüssigkeit im Thoraxbereich. Wir konnten nichts mehr für ihn tun. Wir konnten ihn nur noch in Frieden gehen lassen.
Helmut ist friedlich eingeschlafen und wir sind so unendlich traurig. Wir hätten ihm noch wenigstens ein paar schöne Monate gegönnt, in denen er das Leben hätte genießen können. Helmut war eine Seele von Hund. Einfach nur lieb und verschmust.
Trotzdem haben wir die Gewissheit, dass er in den 6 Tagen bei uns, Liebe und Fürsorge bekommen hat, die er mehr als verdient hatte.
Wir haben die Hoffnung, dass er zumindest sein Leid etwas vergessen konnte.
Mein Mann Thorsten hat immer zu ihm gesagt: Helmut, mein kleiner Freund.
Gestern hat mir eine ganz liebe Frau zu mir gesagt: „ Auch wenn wir für Helmut nicht mehr tun konnten, Helmut hat vielen Hunden ein Gesicht gegeben. „
Helmut, du wirst unvergessen sein, jeder, der dich kennengelernt hat, hat sein Herz an dich verloren du arme kleine Seele.
Wir haben dich geliebt.
Wir bedanken uns bei der Listenhunde Nothilfe für das Vertrauen, uns Helmut zu geben.
Wir bedanken uns dafür, dass wir Helmuts Asche bekommen. So ist er immer bei uns.
RUN FREE HELMUT
Hier noch Auszüge aus dem Klinikbericht. Eigentlich ist es unfassbar und unsere Wut steigt ins unermessliche, wenn wir daran denken, was diese arme Maus mitgemacht hat.
Vorbericht:
Hund wurde über Vet.-Amt beschlagnahmt.
Klinische Untersuchung:
– Allg. Befinden: reduziert, ängstlich
– Haut und Haarkleid:
– Stark schuppendes Fell, unangenehmer Körpergeruch
– Hodensackekzem
– Offenes Ulcus rsp Fistel lateral am linken Carpalgelenk
– Liegeschwielen lateral an beiden Ellbogen; links 2 Schwielen
– Am rechten Hinterfuß dorsal im Bereich der Zehengrundgelenke teils epithelisierte , teils offene Verletzungen
– Linkes Ohr, hochgradige, eitrige übelriechende Otitis externa; Ohrmuschel ( nach Othämatom? ) völlig verformt mit starker Verdickung des Ohrknorpels
– Ernährungszustand: Hgr.abgemagert ( kachektisch)
– Gewicht bei Einlieferung: 17,6 kg
– Schleimhäute: blass rosarot, feucht
– Kapilläre Rückfüllungszeit: 2 sec
– Lymphknoten: obB
– Herzfrequenz: 116 / min.
– Herzauskultation: systol. Herzgeräusch 3/6
– Atemfrequenz: 32/ min
***************************
Manchmal ist es einfach nicht zu erklären, warum ein Lebewesen dermaßen viel Leid ertragen muss, bevor es – wenn überhaupt – gerettet wird.
Mir fallen die folgenden Sätze unsagbar schwer. Heute Nachmittag mussten wir Helmut gehen lassen. Er hat den Weg über die Regenbogenbrücke angetreten, Wir konnten nichts mehr für ihn tun, außer ihm noch einige Tage Liebe geben, ihm zeigen, dass nicht alle Menschen schlecht sind. Im Moment kann ich nicht viel schreiben, in einigen Tagen werden wir den Arztbericht und Befund einstellen,
16 Jahre wurde er von seinem Besitzer wohl misshandelt, geschlagen, getreten. Zu guter Letzt wollte er ihn elendig verrecken lassen. Dies konnte verhindert werden.
Nur einige Tage konnten wir ihm zeigen, dass er geliebt wird, man ihn umsorgt, ihn beschützt. Mehr blieb uns nicht.
Heute Nachmittag musste der Entschluss gefasst werden, sonst wäre Helmut in den nächsten Tagen erstickt. Die Lungenleistung lag bei knapp 1/3, der Körper war voller Metastasen, er konnte kaum noch atmen.
Der Körper wollte nicht mehr, wir haben ihm die Ruhe gegeben, die er verdient hat. Er musste nicht alleine sterben, man hielt ihn liebevoll im Arm. Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei der Pflegestelle, die ihn auf diesem Weg begleitet hat und leiden mit ihnen.
Helmut soll nicht vergessen werden, wenn sich schon in seinem Leben nie jemand für ihn interessiert hat, dann soll er wenigstens jetzt unvergessen bleiben. Die Pflegestelle wird einen Nachruf für Helmut erstellen.
Helmut – wir danken dir, dass wir dich kennen lernen durften .. Du warst eine Seele von Hund.
RUN FREE.