Zauberfee Linda

//Zauberfee Linda
Zauberfee Linda 2023-06-21T12:22:12+02:00

Project Description

„Wenn das Schicksal zuschlägt“ – oder – „Dich schickt der Himmel“

 

Im Januar 2021 landete eine Nachricht in meinem Social Media Postfach: „Was für dich“, schrieb meine langjährige Freundin und verlinkte mir das Vermittlungsposting von „Linda“.
Wie recht sie hatte!
Sie sah aus, wie das weibliche Pendant von meinem vorhandenen Rüden, der seit 10 Jahren an meiner Seite war. Gestromt, weiße Brust und eine Beschreibung zum Verlieben: gerne zu einem netten Rüden, gerne zu Kindern. Da saß ich also nun, mit meinem netten Rüden und Baby im Bauch.

Da ich seit vielen Jahren den Listis verfallen bin, sind meine Social Media Accounts täglich überflutet von Vermittlungsbeiträgen für Bollerköpfe.
Oft finde ich sie absolut hinreißend und schwärme für sie, teile sie manchmal auf meinem privaten Account – aber bei Linda es irgendwie anders. Wir saßen abends auf der Couch und haben ernsthaft überlegt, sie zu uns zu holen.

Wir unterhielten uns. Das Baby wird bald da sein und niemand kann vorhersagen wie die Welt dann auf den Kopf gestellt wird. Der Opi war ja noch da und augenscheinlich ganz fit. Natürlich weiß man, wenn man einen alten Hund hat, wie schnell sich das Blatt wenden kann, jedoch konnte auch alles noch ein paar Jahre gut gehen und dann hätten wir zum Baby noch zwei „große“ Hunde gehabt. Zum damaligen Zeitpunkt erschien uns das unvernünftig und so endete das Gespräch mit der faktenbasierten Entscheidung: „Nein“, zur süßen Linda.

In den nächsten Tagen sollten die Karten neu gemischt werden: viele schlaflose Nächte, viele Tränen und rund zwei Wochen später war mein treuster Freund tot.
Trotz all der Trauer flackerte der Gedanke an Linda nochmals auf: sie stand immer noch zur Vermittlung.

So schrieb ich Rosi, in Erwartung, dass sie mir antworten wird schon eine Vielzahl an tollen Bewerbern für Linda auf dem Tisch zu haben. Doch dem war nicht so. Linda war noch da, es war noch niemand passendes dabei. Ein Lichtblick in all der Traurigkeit.

Also unterhielten wir uns näher über die Maus.
Dabei stellte sich heraus, dass sie in unserer Region sichergestellt wurde und deshalb durch Vorgabe der Behörde nicht zu uns vermittelt werden darf… ein Radius von 200 km zum Vorbesitzer sollte eingehalten werden. Das konnte doch nicht wahr sein – ein Verein, der bundesweit tätig ist – und dann interessiere ich mich für den einen Hund, der hier sichergestellt wurde? Das solls gewesen sein?

Nach langem Bangen war klar: durch das super Standing der LiNo bei den Behörden und durch die Umstände, dass ich beim Amt als langjährige und zuverlässige Listihalterin bekannt war, durfte Linda, die nun „Penny“ heißt, zu uns! Der Papierkram wurde erledigt – dann konnten wir Penny endlich abholen fahren.
Sie hatte uns von der ersten Sekunde an um den Finger gewickelt.
Die Rückfahrt dauerte ein paar Stunden war sehr aufregend für sie, sie fiepste ein wenig vor sich hin – was nur nachvollziehbar ist, denn sie wurde nun zum zweiten Mal in kurzer Zeit aus ihrer gewohnten Umgebung „gerissen“. Zuhause angekommen war es jedoch offensichtlich, dass sie sich gleich wohl fühlte. Nach einer kurzen Runde durch die Zimmer hatte sie sich das Lammfell ausgeguckt, lies sich dort nieder und sogleich vertrauensvoll den Bauch kraulen.

Natürlich ging nun ein wenig Arbeit los. Ich konditionierte ihren neuen Namen, wir setzten das „aufpäppeln“ fort, da sie bei Sicherstellung untergewichtig war.

Immer mal wieder war Pennys Vergangenheit zu spüren.
Sie zeigte zum Beispiel bei hoher Erregung Sterotypien wie Kreiseln/ Rutenfangen, wollte zu gerne „Kontrolletti“ spielen und in regelmäßigen Abständen Patrouille durch die Wohnung laufen (vermutlich war sie gewohnt, dass sie die „Verantwortung“ hatte)
Sie traute sich erst nicht auf den Balkon, sie kannte es schlichtweg nicht und als wir einmal im Schlafzimmer ein Fenster zum Stoßlüften komplett auf hatten und sie dies entdeckte, „stellte“ und verbellte sie das offene Fenster.
Sie kam uns manchmal leicht neurotisch vor, wie ein kleiner Monk.

Grundgehorsam war kaum vorhanden, auf Spaziergängen befand sie sich im absoluten Außenfokus.
Zu Beginn war es nicht so leicht, an sie „ran zu kommen“, da sie in diesen Situationen oftmals kein Futter annahm. Korrekturen mussten, gerade zu Beginn, mit Samthandschuhen durchgeführt werden, ein einfaches „Nein“ reichte und schon „ging garnichts mehr“. Sie hatte einfach Panik.

Auch heute reagiert sie noch sehr sensibel auf hektische Gespräche oder laute Stimmen, jedoch hat sie ein unglaubliches Vertrauen gewonnen, sodass es für außenstehende kaum noch wahrnehmbar ist. Sterotypien zeigt sie überhaupt nicht mehr.

Das klingt nach Arbeit? War es auch!
Aber ich kann aus beruflicher und privater Erfahrung sagen, dass auch ein Welpe vom Züchter Arbeit ist, und so manch eine Person schon vor die ein oder andere Herausforderung gestellt hat!

Was soll ich sagen? Und wieder einmal zahlt sich liebevolle, individuelle Konsequenz und Klarheit aus:
Wir hätten keinen besseren Hund bekommen können! Jeder, der Penny kennenlernt, findet sie einfach nur toll – und das ist sie auch!
Durch ihre Vorgeschichte brachte sie ein kleines Päckchen mit, dass wir durch gutes Management in die richtige Richtung lenken konnten.
Penny hat unsere „Anleitung zum neuen Leben“ dankbar angenommen, sich bedingungslos auf uns eingelassen und passt perfekt zu uns.

Sie bestand Maulkorb- und Leinenbefreiung mit Bravour und ist einfach ein Sonnenschein.

Sie bringt uns zum Schmunzeln, wenn sie mit ganz weichem Fang Dinge apportiert und „Stolz wie Oskar“ durch die Gegend trägt.
Sie hat ihre anfängliche Unsicherheit den Pferden gegenüber abgelegt und liebt es mir an den Stall zu kommen.
Sie ist die beste Freundin unserer kleinen Tochter, die man sich vorstellen könnte.
Grundsätzlich hat sie ein tolles Sozialverhalten, was sie auch regelmäßig in ihrem Job als Maskottchen in der Tierarztpraxis unter Beweis stellt.
Sie ist voller Power und Lebensfreude, zugleich aber auch der perfekte Bürohund, der niemanden stört.

Das einzige, was Penny nicht kann – und zwar wirklich nicht – ist schwimmen. Das haben wir besonders gemerkt, als sie mit uns auf Mallorca sowie an Nord- und Ostsee im Urlaub war.
Aber das ist einfach erklärt: sie hat es einfach als junger Hund nie kennen gelernt.
Mit viel positiver Konditionierung und „will to please“ geht sie mittlerweile bis zur Brust ins Wasser (aber auch nur, wenn es seeehr warm ist 😉 ), aber niemals so weit, dass sie den Boden unter den Pfoten verliert. Und das ist ok.

So sehr sie in manchen Dingen eine Diva ist, so sehr wälzt sie sich dafür in wirklich jedem „Mist“.
Das muss wirklich toll sein, wenn man in der Stadt aufwächst und dann auf einmal als Landei lebt… all diese Gerüche möchte sie offenbar gerne als Parfüm mit nachhause nehmen. Aber sind wir mal ehrlich: dass sie sich so viel wälzt, ist Lebensfreude pur – und genau das wollen wir unserem besten Freund auf vier Pfoten doch bieten.

Ein letzter Satz zum Schluss? Liebe Penny, dich schickt der Himmel!

 

 

 

 

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